Die Evolution des Wasserstrahlschneidens: Eine Reise durch die Zeit

Das Wasserstrahlschneiden ist eine der faszinierendsten Technologien, die sich im Laufe der Jahre zu einem unverzichtbaren Werkzeug in verschiedenen Industriezweigen entwickelt hat. In diesem Blogbeitrag nehmen wir Sie mit auf eine Reise durch die Geschichte des Wasserstrahlschneidens, angefangen bei seinen bescheidenen Anfängen bis hin zu seinen modernen Anwendungen in der Bauindustrie. Tauchen wir ein in die Evolution des Wasserstrahlschneidens und entdecken, wie diese Technologie die Art und Weise, wie wir Materialien schneiden, für immer verändert hat.

1. Die Anfänge des Wasserstrahlschneidens

Die Anfänge des Wasserstrahlschneidens reichen ins frühe 20. Jahrhundert zurück und waren geprägt von technologischen Herausforderungen und bahnbrechenden Innovationen. Zunächst lag das Problem darin, dass es keine Pumpen gab, die genügend Wasserdruck für robustere Materialien aufbringen konnten. Im Jahr 1935 wurde ein wichtiger Meilenstein erreicht, als das erste Patent für eine Hochdruck Wasserstrahl Schneidmaschine erteilt wurde. Dieses Patent ging an Norman Franz für eine Maschine, die beeindruckende 700 bar Wasserdruck erzeugte. Dies ebnete den Weg für die Entwicklung von Hochdruckwasserstrahlschneidemaschinen, die die Leistungsfähigkeit des Verfahrens erheblich steigerten.

Die entscheidende Weiterentwicklung erfolgte 1937, als der Ingenieur Leslie Tirrell den ersten funktionsfähigen Schneidkopf zum Wasserstrahlschneiden mit Abrasiv entwickelte. Dieser Schneidkopf ermöglichte erstmals das präzise Schneiden von robusten Materialien und war ein Meilenstein in der Geschichte des Wasserstrahlschneidens.

Weitere Entwicklungen führten in den 1960er Jahren dazu, erste Wasserstrahlschneidsysteme zu entwickeln. Allerdings waren diese noch wenig effizient, da ein geeignetes Abrasivmittel fehlte. Dr. Mohamed Hashish gilt als der «Vater des Schleifens». Durch die Zugabe von (Granat-)Sand gelang es ihm 1979, härtere Materialien wie Metall oder Gestein per Wasserstrahlschneiden zu bearbeiten. Diese innovative Methode revolutionierte die Anwendbarkeit des Wasserstrahlschneidens erneut.

1983 war ein weiterer Meilenstein erreicht: Die erste kommerzielle Wasserstrahlschneidmaschine war am Markt verfügbar. Sie fand hauptsächlich beim Schneiden von Autoglas Anwendung. In den 1990er Jahren wurde die Technik erneut revolutioniert, diesmal durch das CNC-Wasserstrahlschneiden (Computerized Numerical Control). Erstmals konnte der Schneidkopf per CNC-Controller von einem Computer hochpräzise gesteuert werden.

Heute ist das Wasserstrahlschneiden ein weit verbreitetes und anerkanntes Schneidverfahren, das in zahlreichen Branchen Anwendung findet. Die Luft- und Raumfahrt, die Medizintechnik und die Elektronik profitieren von der Tatsache, dass es zu keiner Wärmebeeinflussung kommt. Branchen wie der Automobilbau oder die Schmuckherstellung schätzen die extrem hohe Präzision des Wasserstrahlschneidens. Alle Branchen profitieren von der grossen Materialvielfalt, den geringen Materialverlusten und der Umweltfreundlichkeit.

Die ständige Verbesserung der Schnittgeschwindigkeit, Genauigkeit und der Fähigkeit, neue Materialien und Anwendungen zu erschliessen, werden die Zukunft des Wasserstrahlschneidens bestimmen. Dieses Schneidverfahren hat eine faszinierende Entwicklung von seinen Anfängen bis zur heutigen Vielseitigkeit und Präzision durchgemacht.

2. Vergleich der Wasserstrahlmethoden: Reinwasserschneiden vs. Abrasivschneiden

Das Wasserstrahlschneiden ist ein vielseitiges Verfahren, das je nach den Anforderungen und den zu bearbeitenden Materialien unterschiedliche Methoden einsetzt. Die beiden hauptsächlichen Methoden sind das Reinwasserschneiden und das Abrasivschneiden. Beide haben ihre spezifischen Vorteile und Einsatzgebiete, die wir im Folgenden genauer betrachten.

2.1. Reinwasserschneiden: Präzision für weiche Werkstoffe

Das Reinwasserschneiden eignet sich hervorragend zum Trennen weicher Werkstoffe wie Kunststofffolien, Textilien, Elastomere, Thermoplaste, Papier, Faserstoffe, Schaumstoffe und Lebensmittel. Es zeichnet sich durch die geringe Schnittwärme und die minimalen Schnitt- und Reaktionskräfte aus. Dies ermöglicht die Bearbeitung empfindlicher Werkstoffe, ohne deren Struktur zu beeinträchtigen.

Der Arbeitsprozess beim Reinwasserschneiden erfolgt mit Vorschubgeschwindigkeiten von bis zu 200 m/min. Das Werkstück befindet sich auf einem Schneidrost, der sich in einem Wasserbecken befindet. Ein Schneidkopf, gesteuert von einer Führungsmaschine, einem Roboter oder einem CNC-Portal, fährt die gewünschte Kontur ab. Da die Schnitt- und Reaktionskräfte minimal sind, sind nur einfache Spann- und Fixiermassnahmen erforderlich.

Durch den geringen Einfluss von Wärme im Schnittflächenbereich ermöglicht das Reinwasserschneiden eine hohe Massgenauigkeit und Verzugsfreiheit der Schnittteile. Dies führt zu geringen Materialverlusten und niedrigen Stückkosten. Das Verfahren eignet sich besonders gut zum Erzeugen komplexer Konturen, scharfer Kanten, Hinterschnitte und schräger Schnittkanten.

Darüber hinaus ist das Reinwasserschneiden umweltfreundlich, sauber und geräuscharm. Es erzeugt keine Späne, Schleifstäube, toxischen Gase oder Luftverschmutzung. Schneidemulsionen sind nicht erforderlich, und das Wasserbecken dient gleichzeitig dazu, die Restenergie des Strahls zu absorbieren und den Geräuschpegel zu reduzieren.

2.2. Abrasivschneiden: Präzision für harte Werkstoffe

Das Abrasivschneiden konzentriert sich auf das Trennen harter, fester und dickwandiger Werkstoffe. Hierbei wird feinkörniger Granat- oder Olivinsand (bei weicheren Werkstoffen auch Korund) in das Druckwasser eingebracht, um eine Mikrozerspanung der Materialien zu erzielen. Dieses Verfahren ermöglicht das Schneiden von Materialien wie Stein, Glas, Keramiken, Grafit, Holz, Marmor und Metallen, einschliesslich gehärtetem Werkzeugstahl, Titan, Aluminium, Inconel, Cr-Ni-Stahl und Kupfer.

Die hohe Strömungsgeschwindigkeit des Druckwassers in Verbindung mit dem Abrasivmittel erzeugt einen effektiven Schneidstrahl. Ein grosser Vorteil des Abrasivschneidens ist der «kalte Schnitt», bei dem die Temperatur im Schnittflächenbereich nur minimal über die Umgebungstemperatur steigt. Dies verhindert Aufhärtungen bei Stählen, rissbegünstigende Eigenspannungen, Versprödung und andere unerwünschte Effekte.

Das Abrasivschneiden bietet sich insbesondere dann an, wenn es um das Trennen verschiedenartiger Metalle geht, die empfindlich auf Temperaturänderungen reagieren können. Es ermöglicht das Schneiden von gehärteten Stählen bis zu 50 mm Dicke und Nichteisenmetallen bis zu 120 mm Dicke.

2.3. Ein Vergleich der Methoden

Die Wahl zwischen Reinwasserschneiden und Abrasivschneiden hängt von den spezifischen Anforderungen und Werkstoffen ab. Reinwasserschneiden ist ideal für weiche und empfindliche Materialien, bei denen minimale Schnittwärme und geringe Schnitt- und Reaktionskräfte entscheidend sind. Abrasivschneiden hingegen ist die bevorzugte Methode für harte Werkstoffe, bei denen eine präzise Trennung und ein «kalter Schnitt» erforderlich sind.

3. Vorteile des Wasserstrahlschneidens

Das Wasserstrahlschneiden bietet eine Vielzahl von Vorteilen, sowohl für die Blechbearbeitung als auch in anderen Anwendungsgebieten. Hier sind einige der herausragenden Pluspunkte dieser Schneidetechnologie:

3.1 Präzision und Feinheit

Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften des Wasserstrahlschneidens ist seine aussergewöhnliche Präzision. Diese Präzision ermöglicht es, selbst filigrane und komplizierte Konturen in verschiedene Materialien zu schneiden. In der Blechtechnik ist diese Fähigkeit von unschätzbarem Wert, da sie die Herstellung präziser Bauteile und Komponenten ermöglicht.

3.2 Vielseitigkeit der Materialien

Das Wasserstrahlschneiden kann eine breite Palette von Materialien schneiden, angefangen bei weichen Werkstoffen wie Kunststoffen und Textilien bis hin zu harten Materialien wie Metallen, Glas, Keramik und Stein. Dies macht es zu einer universellen Schneidlösung, die in verschiedenen Branchen Anwendung findet.

3.3 Keine Wärmebeeinflussung

Eine der herausragenden Eigenschaften des Wasserstrahlschneidens ist der «kalte Schnitt». Das bedeutet, dass die Temperatur im Schnittflächenbereich nur minimal über die Umgebungstemperatur ansteigt. Dies ist von entscheidender Bedeutung, wenn es um Materialien geht, die empfindlich auf Wärme reagieren, wie beispielsweise Metalle in der Blechtechnik. Der «kalte Schnitt» verhindert unerwünschte Effekte wie Aufhärtungen, Eigenspannungen oder Versprödung.

3.4 Geringe Schnittverluste

Das Wasserstrahlschneiden ermöglicht schmale Schnittbreiten, die in der Grössenordnung des Düsendurchmessers liegen. Dies führt zu minimalen Schnittverlusten und einer besseren Ausnutzung des Materials. In der Blechtechnik bedeutet dies weniger Verschnitt und niedrigere Stückkosten.

3.5 Umweltfreundlichkeit

Das Wasserstrahlschneiden ist ein äusserst umweltfreundliches Schneidverfahren. Es erzeugt keine Späne, Schleifstäube, toxische Gase oder Luftverschmutzung. Es sind keine Schneidemulsionen erforderlich, und das Wasserbecken, in dem der Strahl absorbiert wird, reduziert den Geräuschpegel erheblich.

3.6 Flexibilität und komplexe Konturen

Die Schneidtechnik ermöglicht das Erzeugen von komplexen Konturen, scharfen Kanten, Hinterschnitten, schrägen Schnittkanten und das Einstechen von Löchern. Dies macht es ideal für die Herstellung von Bauteilen mit unterschiedlichen Formen und Anforderungen.

3.7 Minimale Materialdeformation

Durch den «kalten Schnitt» und die geringen Schnitt- und Reaktionskräfte tritt keine Materialdeformation auf. Dies ist besonders in Anwendungen wichtig, bei denen die Massgenauigkeit der Schnittteile entscheidend ist.

3.8 Weitere Vorteile

  • Beliebige Konturen: Wasserstrahlschneiden ermöglicht das Schneiden beliebiger Konturen, und der Schnitt kann an jeder Stelle des Werkstücks beginnen und enden.
  • Nahezu gratfreie Schnittflächen: Durch die geringen Schnitt- und Reaktionskräfte sind nahezu gratfreie Schnittflächen möglich, selbst bei dünnwandigen Werkstoffen.
  • Keine Materialdeformation: Da ohne Anpressdruck auf den Werkstoff gearbeitet wird, entstehen keine Verformungen des Materials, und die Materialoberfläche bleibt unversehrt.
  • Vielseitigkeit in der Materialtrennung: Wasserstrahlschneiden ermöglicht das Trennen verschiedenster Materialien, darunter reflektierende Werkstoffe, laminierte Materialien und harte Werkstoffe.
  • Umweltverträglichkeit: Der Schneidprozess ist äusserst umweltverträglich, da keine Schleifstäube, Späne oder Luftverschmutzung erzeugt werden.
  • Das Wasserstrahlschneiden hat sich in der Blechtechnik und vielen anderen Industriezweigen als Schlüsseltechnologie etabliert. Es vereint Präzision, Vielseitigkeit, Umweltfreundlichkeit und minimale Materialbeeinflussung und ermöglicht die Herstellung hochwertiger Bauteile und Produkte.

4. Moderne Anwendungen in der Bauindustrie

Heute hat sich das Wasserstrahlschneiden zu einem Schlüsselinstrument in der Bauindustrie entwickelt. Baufirmen und Projektunternehmen schätzen die Präzision und Vielseitigkeit dieser Technologie. Mit Hochdruckwasserstrahlen und Abrasivmitteln können Materialien wie Granit, Glas, Keramik, Gummi und Kunststoffe mit aussergewöhnlicher Präzision geschnitten werden. Dies ermöglicht massgeschneiderte Bauprojekte und stellt sicher, dass Materialien in der gewünschten Form und Grösse verfügbar sind.

Fazit

Das Wasserstrahlschneiden hat eine erstaunliche Evolution durchlaufen, von seinen bescheidenen Anfängen bis hin zu seinen modernen Anwendungen in der Bauindustrie. Diese Technologie hat die Art und Weise, wie wir Materialien schneiden, revolutioniert und bietet Präzision, Vielseitigkeit und Effizienz. Für Baufirmen und Projektunternehmen ist das Wasserstrahlschneiden ein unschätzbares Werkzeug, um hochwertige Materialbearbeitung und massgeschneiderte Bauprojekte zu realisieren. Es ist zweifellos eine der aufregendsten Entwicklungen in der Welt der Materialbearbeitung.

Related Post

Laserschweissen bei der Meyer BlechTechnik AG in Grosswangen

Vor- und Nachteile des Laserschweissens in der Metallindustrie

Das Laserschweissen hat sich zu einer führenden Technologie in der Metallindustrie und im Bauwesen entwickelt. Diese hochpräzise Methode bietet zahlreiche Vorteile, aber auch einige potenzielle Nachteile, die es zu berücksichtigen gilt. Wie funktioniert Laserschweissen? Laserschweissen oder Laserstrahlschweissen ist ein Prozess,

Read More »
Umweltschonendes Wasserstrahlschneiden bei der Meyer BlechTechnik AG in Brittnau

Umweltfreundliches Wasserstrahlschneiden: Technologie im Fokus

Das Wasserstrahlschneiden ist eine innovative Schneidtechnologie, die in der Industrie immer mehr an Bedeutung gewinnt. Diese Methode zeichnet sich nicht nur durch ihre Präzision und Vielseitigkeit aus, sondern auch durch ihre Umweltfreundlichkeit. In diesem Blogbeitrag werden besonders die Aspekte der

Read More »